Dann kam der Gedanke auf einen ersten Baumann`schen „Familienhund“, - ein wenig unterhaltsame Bewegung wünschten wir uns – so mal kurz um den Block. Was eignet sich dafür besser als so ein „lieber kinderfreundlicher, gutmütiger Golden Retriever“, der auch noch irgendwie knuffig aussieht – so dachten wir. Und dann stand sie- Leika - in den Tieranzeigen – 9 Monate alt – von Familie abzugeben. Die Vorbesitzerin war mir sympathisch, wir ihr wohl auch, wir bekamen Leika. Es war Liebe auf den ersten Blick. Auf den Zweiten zeigte sie uns, was so auf uns zukam. Leika wollte niemals nicht in den Kofferraum, beim fahren wurde ihr immer übel. Sie weigerte sich offene Treppen zu laufen – aber nur so war in unsere damalige Wohnung zu kommen. Unser Hauseingang war ihr unheimlich und er konnte nur mit viel und schnellem Anlauf genommen werden. Sie betätigte sich als ausgeprägter Straßenstaubsauger, standen fremde Fahrzeuge, Mofas, o.ä. in unserer Straße, war es fast unmöglich mit ihr durch diese zu laufen, Mülltonnen versetzten sie mehrmals in Panik …. . Also, wurden die Treppen mit Teppich verkleidet, durch die Haustüre gerannt, Leika millimeterweise durch die Straße gelockt, nur mit Hundegeschirr gelaufen, ….. . Wir engagierten einen „Hundetrainer“, der mit uns und Leika die Treppen und den Kofferraum bewältigen sollte, er war einmal da und dann wohl mit seinem Latein am Ende. Die erste Zeit verbrachten wir viel bei unserer Tierärztin, stressbedingt brachen bei Leika dann auch noch die Demodex-Milben durch – sie sah im Gesicht aus wie ein „räudiger“ Hund. Um für Leika und uns mehr Sicherheit zu schaffen, wollten wir gerne die Begleithundeausbildung machen – nur wo? Noch heute sind wir unserer Tierärztin Dr. Hellen Bammel dankbar, dass sie uns eine Ausbildung über den DRC empfahl, obwohl Leika keiner DRC-Zuchtstätte entstammt.
Leika durchlief das komplette Programm – Begleithunde- / Dummyausbildung und mit unserer zunehmenden Sicherheit wurde auch Leika sicherer, unsere Bindung stärker. An Prüfungen durfte sie zwar wegen der fehlenden Papiere nicht teilnehmen, aber ich bin mir heute sicher sie würde sie bestehen.
Leika ist für uns auch ein gutes Beispiel für „Retriever zu Discountpreisen“ , weit mehr als wir gespart haben – haben wir investiert. Vieles musste aufwändig nachgeholt werden, unsere Aufwendungen für tierärztliche Behandlungen waren nicht unerheblich und z.B. bedingt durch eine 2007 aufgetretene Bauchspeicheldrüsenentzündung wird Leika noch heute mit Diätfutter ernährt. Es steht außer Frage, dass Leika für uns jedes Geld wert ist – doch für uns stand fest, den nächsten Golden nur noch über den DRC.
Leika heute – unsere „Schnecke“ ist ein Sportmodell, sie ist voll Schwung und ich liebe es, ihr beim laufen, rennen und schwimmen zu zusehen. Sie ist eine gutmütig sanfte Hündin, die Menschen, auch ihre Tierärztin, Wasser und Dummys liebt. Fressen und Beute sind Leika heilig, andere Hunde duldet sie hierbei nicht, enge Freunde und Mitbewohner ausgenommen – mit Menschen teilt sie jedoch alles. Leika hat alles was man sich von einem „echten“ Retriever wünscht, will to please, viel Arbeitsfreude, fast schon ein Übermaß an körperlicher Härte, ausgeprägten Beutetrieb und Speed.
Wir haben viel voneinander gelernt - und sie hat uns infiziert – mit dem berüchtigten Retrievervirus. Vor 10 Jahren absolvierten wir gemeinsam bei den Maltesern die Ausbildung zum Besuchshundeteam und Leika lässt sich im Einsatz durch nichts schrecken, nicht durch Rollatoren, Krücken oder Rollstühle, nicht durch grölende aufdringliche Menschen, nicht durch tollpatschige Kinder oder einengende Situationen. Sie genießt die Zuwendung und streichelnde Hände – sie hat in dieser Aufgabe eine ihrer Bestimmungen gefunden. Leika ist auch jetzt noch 1x wöchentlich in einer Grundschule als Lesehund im Einsatz - sie darf das machen, solange sie zeigt, dass sie diesen „Job“ noch liebt.